Die Politikverdrossenheit als Trumpf der AfD

Wieder eine Wahl in einem Bundesland in dem die AfD einen Sieg verbuchen konnte. Aus dem Stand zweitstärkste Kraft im Landtag von Schwerin, die CDU überholt und über 20% der abgegebenen Stimmen gewonnen. Das Ergbnis dürfte mittlerweile bei allen bekannt sein und wird in der Form ja auch zur Genüge in den Medien diskutiert. Deshalb will ich mich dem nicht weiter widmen, denn ein paar andere, weniger diskutierte Aspekte finde ich deutlich interessanter! Denn war das wirklich ein Sieg der AfD?

Einige dürften meine Grafik zur Wahl inklusive Nichtwähler bereits gesehen haben. Hier wird sehr deutlich, dass die Nichtwähler, wie immer, die größte Gruppe stellen.

Wirklich interessant wird diese Aufstellung aber erst, wenn man sich dazu die Zahlen der letzten Landtagswahl in MeckPomm 2011 ansieht.

Gegen 38,4% Nichtwähler 2016 stehen hier nämlich noch ganze 48,5%! Außerdem fehlt natürlich noch eine Partei 2011: die AfD. Ein kurzer Blick verrät uns jetzt, dass die AfD runtergerechnet auf alle Wahlberechtigten 12,5% der Stimmen geholt hat. Da kann es noch so viele Wählerwanderungs-Grafiken bei ARD und ZDF geben, hier wird sehr deutlich wo AfD Wähler her kommen, nämlich von den Nichtwählern! Natürlich haben auch vorherige Nichtwähler die SPD, CDU und Co gewählt und es sind Wähler von diesen zur AfD abgewandert, aber der Zusammenhang zwischen dem Ergebnis der AfD und der höheren Wahlbeteiligung sieht sehr deutlich aus.

Untermauert wird das, wenn man bedenkt, dass sich ein Großteil der AfD Wähler dazu entschieden hat die AfD zu wählen um den etablierten Parteien etwas auszuwischen. Nur die Wenigsten dürften tatsächlich gesamtheitlich hinter dem Programm der AfD stehen. Mehr als die Begrenzung der Zuwanderung dürfte den Wenigsten aus dem Wahlprogramm der AfD bekannt sein. Die meisten anderen Themen sind kaum präsent, oft widersprüchlich (angeblich sozial, aber gegen den Mindestlohn und für Steuersenkungen für Reiche) und werden nur zur Propaganda genutzt, indem fast jede Gruppe das hört was sie hören will. Davon lassen sich aber viele Politikverdrossene anziehen. Dass das Ergebnis kein klarer Rechtsruck ist, kann man an dem schwachen Abschneiden der NPD erkennen. Würden die Leute wirklich hinter all der Hetze und der Ausländerfeindlichkeit stehen, könnten sie auch die wählen.

Wir sehen an dem Ausgang der Wahl vor allem das immer noch größte Problem unserer Politik: die Leute fühlen sich nicht verstanden, nicht abgeholt in ihren Lebensumständen und nicht repräsentiert. Die Parteien sind sich zu ähnlich und vergessen mittlerweile oft ihr altes Stammklientel (die CDU die Konservativen und gemäßigt Rechten, die SPD die gemäßigt linken und die untere Mittelschicht).

Es muss also das oberste Ziel der etablierten und gemäßigten Parteien sein, die Wähler wieder abzuholen und zu mobilisieren. Sie müssen klar machen wofür sie stehen, was sie wollen und warum. Sie müssen klar machen warum die Alternative für Deutschland eben keine Alternative ist und sie müssen den Wähler das Gefühl zurück geben, dass sie auf sie hören und ihnen helfen, nicht sich selbst!

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